18. September 2017 – 22. September 2017
Am Abend im Jurten-Camp wuchs unsere Truppe noch um eine Person: Tsinde, unser «Horseman», erreichte pünktlich zum Nachtessen das Jurten-Camp. Nach unserer ersten Nacht in der Jurte starteten wir top motiviert mit wandern. Die Aufgabe von Tsinde war es Khanda den Weg ins Orkhon-Tal zu zeigen. Da er jedoch mit dem Töff angereist war, bedeutete das auch, dass wir immer entlang der Strassen «wanderten». Wobei unser Fahrer Tsaya und unser Horseman Tsinde immer wieder an uns vorbeifuhren und wieder auf uns warteten. Also unsere Vorstellung vom Wandern war schon eine Andere. 🙂
Khanda erzählte uns wie es auch schon vorgekommen ist, dass ein Guide seine Touristen verloren hat. Auf der Strasse wo man mindestens 5km weiter sieht, kann das nicht passiert sein. Es scheint, dass es durchaus noch andere Wege geben muss, um die Wanderstrecke zurückzulegen. Janu… wir legten brav unsere ca. 18 km zu Fuss zurück. Auch am nächsten Tag legten wir weitere 20 km zu Fuss zurück. Unsere Motivation wurde aber mit jedem Kilometer kleiner und kleiner.
Unser Nachtlager für die zweite Zeltnacht bezogen wir dann wieder in der Nähe eines Flusses. Und mit Einbruch der Nacht wurde es immer kälter und windiger. Als wir uns dann zum Schlafen ins Zelt begeben wollten, war der Wind so stark dass unser Zelt immer wieder «einklappte». Die Guides beschlossen dann unser Zelt ins grosse Küchenzelt hineinzustellen. Dumm nur, dass bei dieser Aktion , auch wegen dem starken Wind, die Zeltstangen brachen und unser Zelt nicht mehr zu gebrauchen war. Die Nacht verbrachten wir dann zu Dritt im Küchenzelt, zusätzliche vor dem Wind geschützt durch das Auto.
Als wir am Morgen erwachten mussten wir erst unsere Augen zweimal reiben. Es hatte doch tatsächlich ein paar Zentimeter Schnee gegeben. Das war in unserer Motivation dann der endgültige Knick. Unseren Guides erging es aber genau so und so beschlossen wir den heutigen Wandertag auszulassen und die Strecke mit dem Auto zurückzulegen.
Ganz ohne Wandern ging es aber an diesem Tag dann doch nicht. Von unserem Zeltlager wanderten wir rund 1,5 Stunden zu einem kleinen Klosters.
Dieser Abschnitt der Wanderung war einfach nur wunderschön. Die gelben Kiefern-Wälder mit dem frischen Schnee und der Sonne die schon etwas flach hineinschien – grandios! Vom Kloster, das nahe am Berg gebaut war, hatte man eine wunderbare Aussicht und wir konnten eine buddhistische Wiedergeburt (um einen Steinhaufen gehen) erleben. Cornel hatte Freude, da es einen spirituellen Ort nur für Männer gab und er etwas Ruhe geniessen durfte. Zurück in unserem Camp war bereits wieder alles aufgebaut und zum Nachtessen machten unsere Guides die traditionellen Khuushuur-Teigtaschen. Nota bene machten sie den Teig selber, wallten ihn aus, befüllten ihn mit der Hackfleisch-Mischung und frittierten die Teigtaschen auf den Camping-Kochern. Spannend anzusehen und auch noch sehr lecker. Für mich gab es sogar noch eine vegetarische Variante der Khuushuur.
Am nächsten Tag konnten wir unsere Beine etwas schonen und wir fuhren für unsere nächste Übernachtung zu einer Nomaden-Familie. Dort erlebten wir den realen Alltag der Nomaden. Das Ehepaar hatte vier Kinder (16, 10, 6 und 2 Jahre alt) von denen aber nur zwei zu Hause lebten (der älteste Sohn und die kleinste Tochter). Die beiden mittleren Töchter waren in der Provinz-Stadt in der Schule.
Zum Alltag gehört es, alle drei Stunden die Stuten zu melken. Das leicht alkoholhaltige Stutenmilch-Getränk Airig, wie auch den Milchtee (Wasser mit Yak-Milch) durften wir selbstverständlich probieren. Weiter kamen alle möglichen Sorten von Milchprodukten dazu; reine Milch, Butter, Joghurt bis zu getrocknetem Joghurt. Eine kulinarische Achterbahn!
Unser Fahrer und der Sohn fanden sogar noch einen Schuss Munition für den 70 jährigen Karabiner und beschlossen kurzerhand ein Murmeltier zu jagen. Da sie den einzigen Schuss den sie hatten erfolgreich verwerteten, konnte Cornel am nächsten Morgen sogar noch etwas Murmeltier probieren.
Nach dem Frühstück steht für die Nomaden das gleiche Ritual an, wie für die Bauern in der Schweiz: die Kühe müssen gemolken werden. Natürlich wurden wir auch hier gleich mit involviert und nach einer kurzen Erläuterung «How to milk a Yak» konnten Cornel und ich es ebenfalls probieren.
Das war dann auch schon ziemlich das Letzte was wir bei der Hirten-Familie erleben durften, denn danach fuhren wir ein kleines Stück, um endlich unsere Pferde kennenzulernen. Wir trafen auf die versammelte Gemeinschaft von Horsemen und anderen Touristen die gleichzeitig wie wir mit unserem Tourenanbieter unterwegs waren.
Tsinde hatte uns fünf seiner besten Pferde mitgebracht und der Start der Reittour stand kurz bevor …